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Der heutige Predigttext bezieht sich auf den Propheten Hesekiel, der als Prophet in der babylonischen Verbannung gewirkt hat.
Hes. 33, 30-33F
»Sterblicher Mensch, die Israeliten reden über dich, wenn sie bei ihren Häusern zusammenstehen. Sie fordern einander auf: ›Kommt, lasst uns zum Propheten gehen und hören, was der Herr ihm mitgeteilt hat!‹ 31 Dann kommen sie in großen Scharen, setzen sich vor dich hin und hören, was du ihnen sagst. Doch sie richten sich nicht danach. Sie tun so, als würden sie deine Worte begierig aufnehmen, aber insgeheim sind sie nur auf unrechten Gewinn aus. 32 Du bist für sie wie einer, der Liebeslieder singt, eine schöne Stimme hat und gut auf der Harfe spielt. Sie hören deine Botschaft, aber sie handeln nicht danach. 33 Doch wenn eintrifft, was du ihnen angekündigt hast - und es wird ganz sicher eintreffen -, dann erkennen sie, dass ein Prophet unter ihnen gelebt hat.«
Ich hatte Eingangs schon angedeutet, dass Hesekiel einer der großen Propheten Gottes war, der im 6. Jht. vor Christus in der babylonischen Gefangenschaft wirkte. Sein Vater war Priester und er selbst der einzige, der außerhalb des gelobten Landes von Gott berufen wurde. Dass können wir so verstehen, dass Gott einen Plan gefasst hatte, der nicht mehr nur das auserwählte Volk betreffen sollte sondern auch alle anderen Menschen. Im Verlauf des Buches Hes. finden sich daher auch zwei Hinweise darauf.
Hesekiel war außerdem verheiratet und hatte ein Haus. Seinen prophetischen Auftrag bekam Hesekiel vor allem in Bilder und weniger in Worten. Was heute noch die Fantasie der Menschen beflügelt. So hat ein Erich von Däniken kein Problem Hesekiel in seine “phantastische Wissenschaft” einzubeziehen. Belege dafür gibt es freilich keine, aber muss man bedenken, dass die Bildprophetie immer schwierig zu interpretieren ist. Und Hesekiel können wir nicht mehr fragen.
Allerdings, und das gilt für die meisten Beschreibungen in der Bibel, sind diese ohne den nötigen Gottesbezug nicht nutzbar.
Alle Weisheit kommt vom Herrn und bei ihm hat sie ihre Wohnung für alle Zeiten.
Lesen wir in Sirach 1, 1 und dies ist ein wichtiger Hinweis; ohne eine Beziehung zu Gott, ist dem Mensch seine Weisheit verborgen. Denn wie es mit allen anderen Gaben auch ist, so kann man Gottes Weisheit nur als Geschenk von ihm empfangen.
Wie immer geht es bei Prophetie nicht allein um das Wort oder das Bild, der Inhalt bzw. Kern ist das was uns treffen soll. Und Gott bedient sich solcher Menschen wie Hesekiel, weil er ganz offensichtlich keinen anderen Weg findet, um uns auf unser falsches Verhalten aufmerksam zu machen.
Wie aber wird man zu einem Prophet?
In Hesekiel 2 beschreibt er selbst recht detailliert, wie Gott ihn berufen hat. Der erste wesentliche Schritt ist also die Berufung durch Gott. Es wäre also dem gegensätzlich, wenn wir annehmen würden, wir könnten uns für den Job bewerben. Gott allein weiß wen er berufen möchte und tut das dann auch. Ich habe noch von keinem gehört, der sich erfolgreich widersetzt hätte.
Den Weg den Gott mit diesem Menschenkind geht ist dabei alles andere als Ruhmreich und mit Ehre und Anerkennung verbunden. Im gegenteil, Gott warnt ihn gar und beschreibt seine Zukunft als Leben unter Skorpionen. Im Fall von Hesekiel geht es dabei um Zurechtweisung, dem Geraderücken. Das ist immer eine schwere Aufgabe. Nichts womit sich Ruhm einheimsen lässt.
Was sollte Hesekiel nun tun, was war seine Aufgabe?
Hesekiel war von Gott berufen, den Menschen in der Gefangenschaft die Zerstörung Jerusalems zu offenbaren. Alles was Gott ihm in den Mund legen würde, sollte er dem Volk Gottes offenbaren.
Jerusalem sollte zerstört werden. Nicht weil die Gegner der Israeliten zu mächtig geworden wären, sondern weil Gott Jerusalem voller Abscheu den Rücken gekehrt hat.
Die Botschaft, die Hesekiel zu offenbarten hatte, beinhaltete einerseits die Zerstörung Jerusalems aber andererseits auch einen Neuanfang.
Hesekiel war also von Gott berufen den Menschen in Bildern ihre Verfehlungen aber auch ihr Schicksal zu offenbaren. Das tat dieser anscheinend mit viel Erfolg, denn die Menschen kamen zu ihm, sie lauschten seinen Worten. Auch wenn sie daraus nichts ableiteten.
Vielleicht dachte Hesekiel noch, dass er seine Landsleute beeinflussen könnte, sie irgendwie mit seinen Schilderungen so abschrecken könnte, dass sie abließen würden von ihrem tun.
Der Erfolg den ein Prophet hat, lässt sich ja nur insofern eingrenzen, als dass er tut was ihm Gott aufgetragen hat. Ob die Worte, Weisungen oder Bilder bei den Menschen wirken und zur Umkehr führen, bleibt den Menschen selbst überlassen. Und es deutet einiges darauf hin, in unserem Text, dass die Menschen sich gerne unterhalten ließen aber etwas ändern, das kam ihnen nicht in den Sinn.
Im Falle Hesekiel wissen wir, dass Gott seinen Plan, die Bestrafung seines Volkes bis zuletzt durchgeführt hat. Das was Hesekiel mit seinen Bildern beschrieb ist eingetroffen.
Nun könnte Hesekiel ja froh darüber gewesen sein: “Jawohl er hat Recht behalten und die verirrten Israeliten wurden für ihren Zweifel bestraft”. Aber so einfach ist das dann eben doch nicht, denn Hesekiel litt mit dem Volk, er konnte nicht mehr aufstehen und als Jerusalem hungerte, hungert auch er oder verliert seine Stimme. Auch seine Frau wird ihm je genommen.
Ezechiel/Hesekiel 24:16
»Du Mensch, ich nehme dir dein Liebstes, die Freude deiner Augen, durch einen jähen Tod. Aber du darfst keine Totenklage halten und keine Tränen vergießen.
Als Prophet bleibt er Teil seines Volkes. Mehr noch, durch seine besondere Aufgabe bleibt ihm kein persönlicher Spielraum. Das was Gott ihm sagt muss er weiter geben, auch wenn die Menschen ihn dafür hassen.
Sein eigenes Schicksal bleibt nicht unberührt und folgt wie an einer unsichtbaren Schnur, dem Schicksal Jerusalems. Er spricht nicht nur von Gottes harter Hand, er spürt sie selbst. Und lebt den Exil-Israeliten das Schicksal der in der Heimat verblieben vor.
Wer auch immer ein Prophet sein will, muss damit leben können, gemieden und verflucht zu sein. Es reicht nicht den Menschen ihre Unzulänglichkeit vorzuhalten, der Prophet geht den Weg des Leides immer mit.
Bei Hesekiel ist das verblüffend, denn wir könnten ja meinen, die Menschen hätten ihn nach all seinen Androhungen und Anklagen bedroht und hätten ihm vielleicht aufgelauert. Und tatsächlich kennen wir Berichte über Paulus, der ja mehrmals im Gefängnis gelandet ist. Oder Petrus, der in Jerusalem gefangen gehalten und erst von einem Engel aus dem Gefängnis befreit wurde.
Aber nichts dergleichen geschieht, denn den Menschen um Hesekiel herum ist es schlicht egal, sie lauschen seinen Geschichten als seien es Märchen aus 1000 und einer Nacht und lassen sich unterhalten. Sie haben sich schon so weit von Gott abgewandt, dass sie sich gar nicht als Adressaten erkennen. Ihnen geht es auschließlich um Unterhaltung und vielleicht etwas Tradition.
So fällt das, was Hesekiel zu sagen hat, auf taube Ohren, es geht an den Herzen vorbei, berührt sie nicht. Es rüttelt die Menschen nicht auf oder schockiert sie. Sie sind wie Zuschauer in einem Theaterstück, unbeteiligt und begierig nach Unterhaltung.
Dieser Hesekiel ist mitten unter uns, es gibt auch heute genügend Warnungen und Ermahnungen. Einiges läuft verkehrt, wir steuern geradewegs auf unser Verderben zu. Doch wir schauen auf unsere Uhr oder das Smartphone, sortieren den Alltag oder planen schon die nächste Woche.
Dabei gibt es durchaus Menschen, die zuhören. Wo auch immer es möglich ist - hören sie zu, nutzen jede Gelegenheit um Gottes Wort zu begegnen. Es ist aber auch zu einer Unterhaltungsform geworden. Wenn es nur schön gemütlich und ein bisschen mystisch zugeht, ist das Unterhaltung genug.
Hören heißt nicht das Ohr aufzusperren und die Worte das Trommelfell zum schwingen bringen zu lassen. Das Hören auf Gottes Wort geht viel tiefer, es erfasst den ganzen Mensch und geht ans Herz.
Wenn du dich getroffen fühlst, hat dich SEIN Wort erreicht.
Wenn es dich nachdenklich macht, dann hat dich SEIN Wort erreicht.
Wenn es dich fragend zurück lässt, dann hat dich SEIN Wort erreicht.
Dabei kann dir der Bote nicht zwangsläufig eine Antwort geben. Denn es ist ja nur der Bote. Das wäre das gleiche, wie den Postboten zu fragen, was denn in dem Paket sei und wie es denn funktionieren würde, wäre es z.B. ein -Radio ;O)
Reden kann auf diese Weise ganz schön anstrengend sein. Für den Boten.
Denn: so manches mal hast du Fragen über Fragen, gerade in dem Moment, wenn dich das Wort erreicht. Mancher kann dann gar nicht an sich halten und platz auch gleich heraus damit. Das ist nicht immer gerne gesehen. Mitten im Gottesdienst z.B. Und wie soll derjenige den Überblick behalten, wenn ständig einer mit seinen Fragen die Botschaft durchquert?
Damit wird das Hören auch zum Geduldsspiel, denn es ist doch meistens so, dass ich die Antwort auf meine Fragen, die sich aus dem Gehörten ergeben, erst viel viel später finde. Wenn überhaupt.
Ist das der Grund warum so manch einer sich nicht mehr die Mühe macht und danach fragt, ob er denn angesprochen sei oder was das für ihn persönlich bedeutet? Und schließlich ist rein anatomisch der Weg vom Ohr zum Herzen viel länger als der vom Ohr zum Gehirn, wo im Normalfall der Verstand sitzt.
Ich weiß leider nicht wie spannend Hesekiel seine Bilder den Menschen nahe gebracht hat. Ob er ein begnadeter Rhetoriker war ist nicht überliefert. Und ob er vielleicht besonders gestenreich und lebendig erzählte, wissen wir auch nicht. Was wir wissen ist, dass das was er zu sagen hatte nicht ankam. Die Botschaft verpuffte. Vermutlich lag es wohl nicht an seiner Performance, denn wir lesen ja, dass die Menschen gerne seinen Worten lauschten.
Das worauf es ankommt, die Botschaft, wollten sie nicht hören.
Und so ist es heute noch.
Sage den Menschen was sie alles falsch machen und sie erzählen dir tausend Gründe dafür, dass sie es gar nicht anders machen können. Ob sie nun die Schuld auf andere: “das macht doch jeder so”, oder auf den Staat schieben: “da muss der Staat doch mal was machen, wie können die denn da einfach zugucken und nichts unternehmen”. Bis hin zu: “Warum lässt Gott das zu?“.
Die eigene Verantwortung wird mit dem Hinweis auf andere abgegeben. Die eigene Schuld ist, wenn denn überhaupt nachweisbar, so doch nur in homöopathischen Dosen vorhanden.
Es scheint also, als würde das Hören davon abhängen, ob mir meine Schuld auch nachgewiesen werden könnte. Die eigene Schuld und Verantwortung wird damit geleugnet. Sie wird verdrängt und es wird so getan als wäre da nichts.
Und in der Welt mag das funktionieren.
Gott lässt sich auf so plumpe Art und Weise nicht hinters Licht führen.
Hören bedeutet; davon ausgehend dass ich - genau ich angesprochen bin, höre/gehorche und mein Tun verändere. Das Hören hat also Konsequenzen. Es geht um die Umkehr in unserem Leben.
Es ist richtig, wir werden nie perfekt sein.
Und es ist auch richtig, dass wir das Gesetzt nicht erfüllen können.
Sollen wir deshalb auf dem falschen Weg bleiben?
Wenn wir erkannt haben, dass wir uns verlaufen haben, ist dann eine Neuorientierung nicht angebracht.
Auch darauf zu warten, dass da einer kommt, der einen Plan hat, wäre irgendwie sinnlos.
Wer seinen Fehler erkannt hat, sollte er den nicht so schnell wie möglich und auch selbst wieder gut machen?
Wir sind auf dem Weg und wir versuchen einander auch uns auf diesen Weg zu halten. Wenn allerdings alle darauf warten, dass sie einer mitnimmt. Könnte es passieren, dass keiner voran kommt und alle nur noch warten.
Also sollten wir uns dabei überbieten den anderen mitzunehmen, Sollten wir uns gegenseitig immer wieder anstacheln dran zu bleiben und auf dem Weg zu bleiben.
Dabei auf Gottes Wort zu hören, seine Weisung umzusetzen, wie auch aufeinander zu hören und sich gegenseitig zu vertrauen, sind dabei die Werkzeuge mit denen wir den Weg schaffen werden. In schwierigem Gelände zeihen wir schließlich auch robustes Schuhwerk an oder nehmen Wanderstöcke mit.
Ein prophetisches Wort zu überhören, weil uns der Bote nicht passt, wäre töricht und selbstgefällig. Darauf zu warten, dass Gott uns das sagt was wir gerne hören wollen, wäre vergebens und nur Narren wären so dumm die Ohren zu verschließen, nur weil es unangenehm wird.
Die Kernbotschaft Hesekiel ist nicht, dass uns Außerirdische besucht haben. Auch nicht, dass Gott gnadenlos alles niedergemacht hat, weil sich die Israeliten von ihm abgewendet hatten.
Was Hesekiel den Menschen damals und heute zu sagen hat, ist eine ganz einfache Wahrheit.F
Ohne Gemeinschaft mit Gott und seiner Gegenwart ist Leben nicht möglich. Deshalb sucht Gott sein Volk das er liebt in Gericht und Gnade.
Es stimmt, ER hat das Volk Israel hart gestraft. Jerusalem musste fallen, viele Menschen mussten sterben, viele gingen in Gefangenschaft und wurden in alle Winde zerstreut. Das was Gott den Menschen durch Hesekiel gesagt hatte ist eingetroffen, so wie die Vorwürfe sich als Wahrheit herausstellten.
Aber es gab und gibt auch einen Neuanfang. Und viele der Menschen kehrten um, kehrten sich wieder ihrem Gott zu. So dass sich das Wort erfüllte. Gott nahm sich der Menschen ab dann selbst an:
Hesekiel 34:11 (HOF)
»Von nun an will ich mich selbst um meine Schafe kümmern und für sie sorgen.
Die schlechten Hirten, die führenden Männer Israels hat ER damit verworfen.
Die Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen, folgt er den falschen Versprechen der Welt oder dem wahrhaftigen Wort Gottes?
Lasst uns die Gemeinschaft mit Gott suchen, damit wir Leben finden.
Lasst uns Gemeinschaft miteinander suchen, damit wir Gottes Willen erfüllen.
Und lasst uns der Wahrheit und Einigkeit nachjagen und die Gnade unseren Herrn mit Dankbarkeit und Demut beantworten.
Amen.